Etwas mehr Respekt, bitte!

© WJD/Pia Jenner

Unsere stellvertretende Bundesvorsitzende Jeannine Budelmann schreibt regelmäßig in ihrer Kolumne für das Wirtschaftsmagazin „Markt und Mittelstand“ über Themen, die junge Unternehmer bewegen. In ihrem aktuellen Beitrag erzählt sie von einem prägenden Erlebnis mit einem Kunden, der mit einer jungen Frau am Telefon nicht verhandeln wollte. Sie fordert mehr Respekt gegenüber Kompetenz und Know-how unabhängig von Alter und Geschlecht.

„24 Jahre. So alt war mein Mann, als er sich 2010 mit einem Unternehmen für Elektronikentwicklung und -fertigung selbständig machte. Als ich 2012 als kaufmännische Geschäftsführerin in unser Unternehmen eingestiegen bin, war ich 25 Jahre alt. Entscheidet man sich als junger Mensch, ein eigenes Unternehmen zu gründen, und ist das keine hippe IT-Bude, hat man es nicht immer leicht, ernst genommen zu wer­den. Erst recht, wenn es sich bei der Firma auch noch um einen klassischen Zulieferer handelt.

„Ich würde gern den Chef sprechen“, sagte ein Mann. Das ist zunächst einmal keine ungewöhnliche Bitte, wenn jemand anruft. In meinem Fall war ich allerdings schon etwas verdutzt, weil ich ja selbst einer der Chefs bin. Okay, das konnte der Anrufer nicht wissen. „Am Telefon“, sagte ich und bekam als Antwort prompt zurück: „Nein, nein, ich meine den richtigen Chef!“ Das fand ich nun wirklich plump. Der Kunde wollte über Preise verhandeln – und ich bin immerhin diplomierte Kauffrau. Mein Mann ist Ingenieur und für technische Fragen zuständig. Ich verantworte die Preisverhandlungen. Das erklärte ich dem Anrufer auch, aber er legte einfach auf. Bald darauf endete unsere Geschäftsbeziehung.

Ich würde gern sagen, dass der beschriebene Fall die Ausnahme ist. Aber als stellvertretende Bundesvor­sitzende der Wirtschaftsjunioren höre ich von vielen unserer Mitglieder von ähnlichen Erlebnissen. Das ist schade. Wir jüngeren weigern uns ja auch nicht, mit einem Einkäufer jenseits der 50 oder 60 zu sprechen, nur weil er kein Smartphone bedienen kann und damit nach heutigen Maßstäben nicht mehr „up to date“ ist.

Respekt ist für mich ein Schlüssel­faktor für unternehmerischen Erfolg! Als noch relativ junger Mensch wünsche ich mir, dass sich andere bewusst machen, dass Kompetenz vor allem eine Frage von harter Arbeit ist. Alter oder Geschlecht haben damit rein gar nichts zu tun.“

Die Kolumne erschien in der gedruckten Ausgabe 02/2020 // Februar 2020 des Magazins „Markt und Mittelstand“ mit dem Titelthema „Geht’z noch? Warum der Mittelstand auf die Generation Z angewiesen ist“.